Erleuchtung ist eines der zentralen und zugleich geheimnisvollsten Themen, die den Weg des Yoga prägen. Ein großes Ziel, ein Zustand, nach dem sich viele sehnen, und der kaum zu beschreiben ist.
Dabei geht es auch ein paar Nummern kleiner, denn es gibt viele helle Momente, auch im Alltag, mitten im Leben. Wo uns etwas klar wird, es sich buchstäblich lichtet, wir uns fokussieren, versenken, aufgehen in dem, was wir tun. Wenn wir wirklich da sind, im eigenen Licht stehen.
Wie auf eine Lichtung treten und den Wald mit lauter Bäumen wieder klarer sehen
Praktisches Handeln ist wichtiger als alle Erkenntnistheorien. Yoga lehrt uns, dass Erleuchtung kein einzelner Moment ist, sondern ein ständiges Sich-Hinwenden zum Licht. Jeder Atemzug in einer achtsamen Yogapraxis, jede Meditation, jedes Mantra und jede gute Geste ist ein Schritt auf diesem Weg.
Der Begriff selbst – „Erleuchtung“ – trägt die Idee des Lichtes in sich. Licht, das die Dunkelheit vertreibt, das Klarheit bringt, das uns hilft, unsere wahre Natur zu erkennen.
Aufklärung heißt: Zeitalter der Lichts
Im Laufe der Geschichte hat Licht nicht nur die physische Helligkeit beschrieben, sondern auch metaphorische Bedeutungen angenommen, etwa Einsicht, Erleuchtung oder spirituelle Klarheit. Besonders in der englischen Sprache hat Light auch eine poetische Dimension entwickelt: Es steht vor allem für Hoffnung, Güte und das Göttliche.
Die Verbindung zwischen Licht und Wissen ist auch im Französischen stark ausgeprägt, da die Epoche der Aufklärung als „siècle des lumières“ (Zeitalter des Lichts) bekannt wurde. Hier wurde Licht zum Symbol für Vernunft, Fortschritt und Bildung.
Es gibt die großen spirituellen Durchbrüche, die das Leben transformieren. Gleichzeitig gibt es auch die kleinen Erleuchtungen – die Momente der Klarheit, in denen der Geist aufhört zu rasen, und wir plötzlich mit einem Gefühl der Ruhe und Verbundenheit erfüllt sind.
Licht steht im Yoga für Klarheit und Erkenntnis – es hilft, unsere wahre Natur zu erkennen
Licht im Yoga ist eine Metapher für Wachstum – es zeigt uns etwa, dass wir wie Pflanzen nach oben, ins Helle, streben sollten, um unser Potenzial zu entfalten. Jeder Moment, in dem wir uns dem Licht zuwenden, trägt bereits die Essenz der Erleuchtung in sich.
Warum Licht für uns Menschen so essentiell ist
- Licht spielt eine zentrale Rolle für den Austausch von Energie und Information im Kosmos. Es ist das schnellste uns bekannte Phänomen und ermöglicht es uns, Milliarden von Lichtjahren in die Vergangenheit zu blicken und die Geschichte des Universums zu studieren.
- Pflanzen benötigen das Sonnenlicht für die Photosynthese, um Sauerstoff zu produzieren und Nahrungsketten aufrechtzuerhalten. Ohne Licht gäbe es keine Wärme, kein Wachstum und die Erde wäre ein eisiger, lebensfeindlicher Planet.
- Licht steuert unseren Biorhythmus, beeinflusst unsere Stimmung und ist essenziell für die Produktion von Vitamin D, das unser Immunsystem stärkt.
- Der Wechsel von Tag und Nacht und die Jahreszeiten liegen am Sonnenlicht, ohne wären Zeit und Orientierung für uns bedeutungslos.
- Für frühe Kulturen war Licht vor allem ein Symbol für Leben und Sicherheit. Die Sonne als Hauptquelle des Lichts wurde in vielen Kulturen als Gottheit verehrt. Höhlenmalereien und Sonnenkulte zeigen zum Beispiel, dass Licht schon damals als etwas Göttliches angesehen wurde.
- In der griechischen und römischen Philosophie wurde Licht oft metaphorisch verwendet. Plato nutzte Licht in seinem Höhlengleichnis als Symbol für Wahrheit und Erkenntnis. Licht stand für Klarheit und die Überwindung von Unwissenheit.
- Im christlichen Mittelalter wurde Licht zum Symbol für göttliche Gnade. Kirchenarchitektur, wie die gotischen Kathedralen, nutzte Licht gezielt, um eine Verbindung zwischen Himmel und Erde zu schaffen.
- Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung, wurde Licht zum Symbol für Vernunft, Wissenschaft und Fortschritt. Die „Erleuchtung“ steht für den menschlichen Geist, der sich von Aberglauben und Unwissenheit befreit.
Mir fällt hierzu noch die Dualität des Lichts ein. Es existiert einerseits als Welle und andererseits als Teilchenstrom. Beide Erscheinungsformen sind wahr, aber theoretisch unvereinbar und doch ist das Licht einfach, was es ist: wundervoll.